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marcel@marcelmayr.com

Künstlerisches Arbeiten

In meiner künstlerischen Arbeit entdecke ich das Zusammenspiel von Ausdruck, Emotion und Technologie. Von Photographie, Film, surrealistischer Kunst bis hin zu interaktiven Installationen strebe ich danach, eine Sprache zu schaffen, die die menschliche Erfahrung als emotionales Wesen in der modernen Welt vermittelt.

Im Dialog mit der Menschheit

In einer Welt, die sich hektisch verändert, in der politische, soziale und technologische Strömungen ständig die Grundlagen unserer Gesellschaft herausfordern, sehe ich meine künstlerische Arbeit als einen Dialog mit der Menschheit. Mein Fokus liegt auf der Menschlichkeit in all ihren Facetten, von den stillen Momenten der Kontemplation bis zu den lauten Rufen nach Veränderung – aber noch mehr in unseren Emotionen, unserer Verletzlichkeit, unserer offensichtlichen Unzulänglichkeit und dem irrationalen Dualismus, mit dem wir auf so vielen Ebenen leben.

Ich frage mich oft: Was bedeutet es, gestern, heute oder sogar morgen ein Mensch zu sein? Wie können wir uns eine Welt vorstellen, in der Menschen, das Individuum, die Gesellschaft und tatsächlich die Menschheit selbst einen Platz haben? Und inwieweit unterscheidet sich die Welt um uns herum von der Welt, die wir durch unser subjektives Handeln gestalten?

“What’s human?”

Ich sammle meine künstlerischen Arbeiten unter der Rubrik “What’s human?” – vielleicht auch, weil ich nie eine Antwort habe, wenn mir jemand die Frage stellt, wer ich selbst bin. Ich bin fasziniert von Menschen und unserem “Lebendigsein” (andere erforschen bereits das Totsein), sowohl im expressionistisch-philosophischen Sinne als auch aus biologischer, getriebener, begrenzter und sinnlicher Perspektive. Von dem Wahnsinn Kinskis, der im Wesentlichen das ist, worum es im Leben geht, bis hin zu unserem Zwang, uns selbst in Fleisch und Blut, in Memen, Golems und Algorithmen zu replizieren. Mein geistiges Auge wurde in diese Richtung gelenkt und lässt sich von vielen Denkern, Künstlern, Schriftstellern, Filmemachern und den immer flüchtiger werdenden zeitgenössischen Fragen inspirieren, denen wir als Individuen und als Gesellschaft gegenüberstehen.

Herangehensweise

Interdisziplinär beobachte und erforsche ich, wie Individuen und Gemeinschaften durch das Geflecht von Zeit, Handlungen und Worten miteinander verbunden sind, ähnlich einem neuronalen Netzwerk. Und das feste Ich löst sich so leicht wie Rauch auf und wird zu etwas Neuem. Wenn ich zum Beispiel meine Kamera einsetze, fotografiere ich Menschen gerne so, dass sie greifbar, verbindlich und erkennbar werden – wir sind sie und sie sind wir. Ich versuche genügend Abstand zu halten, um nicht einzuschüchtern, aber ich möchte nah genug sein, um Intimität zuzulassen. Ich stütze meine Aufnahmen auf Zustimmung, weil ich einen Blick darauf werfen möchte, was das Leben ausmacht, mehr Realität als Träume. Während ich mich bemühe, Distanz im Sehen zu verlieren, möchte ich, dass wir jeden Menschen in seinem gegenwärtigen Raum und seiner Identität respektieren und anerkennen. Vielleicht bringt es uns dazu zu erkennen, dass wir das Beobachtungsobjekt durch die Beobachtung selbst beeinflussen oder es durch diesen Prozess überhaupt erst erschaffen.

Mithilfe von Installationen oder Objekten wiederum, kann eine direktere Form der Kommunikation zwischen Objekt und Subjekt, zwischen Action et Réaction entstehen. Der Ausgang ist idealerweise chaotisch, d.h. lebendig und frei(legend) – das ich wird für einen Moment fühlbar.

“Zwischenräume”

Eine andere Bezeichnung für meine Arbeit könnte der Begriff “Zwischenräume” sein, da ich mein Denken auf die sich verändernden Dynamiken zwischen Mensch und Technologie, Gesellschaft und Zeit konzentriere. Etwas Neues entsteht – ein mehrdimensionaler Raum. In einer Ära künstlicher Materialien, Intelligenz und vielleicht bald Lebensformen sowie der exponentiellen Entstehung von Informationen wird nicht nur das Menschsein neu definiert. Hier frage ich, wie sich diese Entwicklungen auf unsere Identität, Ethik und Beziehungen auswirken und welche Verantwortung wir als Gesellschaft, als konstituierende Wesen haben. Und ich frage mich oft: Sind wir in der Lage und können wir überhaupt Verantwortung übernehmen? Jemals? Und im Nachhinein, in welche Grube der Leere enden die verstreuten Identitäten nach all dem Rollen? Vor allem frage ich mich, ob ich (bald) nur noch in diesen Zwischenräumen existiere, als Verbindung, als Füllmaterial, als Verbraucher und Lieferant einer quantisierten Existenz ohne Privatsphäre. Hätte George Orwell unsere Gegenwart nicht schon als zu fantastisch abgetan?

Humanismus in Auflösung und Wiederentdeckung

Ich glaube an das Menschliche, aber ich glaube nicht an das Menschliche, an das wir glauben. Wir sind menschlicher, als wir vorgeben. Unser Drang, die Welt und uns selbst „umzulügen“ {Hilde Domin}, rührt von einer tiefgreifenden Angst vor Unzulänglichkeit und dem Ende her – und verursacht beides. Durch das Sehen entsteht bereits das Neue – das niemals Unzulängliche, weil Unbekannte. Nur unser Zugang, unser Verbinden und Verknüpfen, begrenzt sein Dasein. Brauchen wir also die Entortung, die Auflösung von Grenzen, die in jeder Ära wahrgenommen wird, um der Revolution {Hannah Arendt} zu entkommen, das heißt, der ständigen Wiederholung? Entsteht Freiheit und Dasein durch Pluralität, Vielfalt, durch (Inter-) Subjektivität und Mutation? Dann wird Sehen zur Pflicht!

Kaleidoskop als Sprache

In meiner Arbeit als Künstler und Informationswissenschaftler habe ich mich durch die vielschichtigen Wendungen der Kunst, Technologie, Politik und Philosophie erfahren. Was ich tue, ist somit ein Echo und eine Synthese dieser Erfahrungen; ein Bestreben, das Menschliche in vielen Facetten festzuhalten, obwohl wir niemals über imaginäre Momentaufnahmen hinausgehen werden. Was mich besonders bewegt, ist, dass Kunst eine schöpferische Kommunikation zwischen dem Realen und dem Subjektiven, dem Ausdruck und dem Eindruck sein kann. Durch meine Fotografien, Skulpturen, Installationen und andere Arbeiten, möchte ich die Komplexität des In-die-Welt-Geworfen-Werdens einfangen und dem Betrachter ganz sanft in die Seele tätowieren, dass diese Welt mit ihren scheinbar autonomen Entitäten eine Vermehrungsmaschine seiner Gedanken, und dass er selbst eine verflochtene, gestaltende Kopie von allem ist.

Am Ende liebe ich wahrscheinlich einfach Menschen und jede ihrer Geschichten.